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Wieder kein Geld bei den Werften: Hunderte Mitarbeiter warten auf ihre Gehälter

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Die Schuldentafel fängt wieder bei "1" an - Fotos: Thomsen

Flensburg - Erneut sehen sich die FSG-Nobiskrug Werften in Flensburg und Rendsburg mit einem schwerwiegenden Liquiditätsproblem konfrontiert. Dieses Mal betrifft es nicht nur etwa 80 Angestellte, sondern rund 530 Mitarbeiter, die auf ihre Gehaltszahlungen warten.


Anfang letzter Woche hing die Schuldentafel noch am ehemaligen Pförtnerhaus - Archivfoto: Thomsen
Noch am Samstag, dem 26. Oktober, erklärte Lars Windhorst, dass er die Gehälter für den ausstehenden Monat September angewiesen habe und die Zahlungen bald auf den Konten der betroffenen Mitarbeiter eintreffen würden. Tatsächlich erhielten die rund 80 betroffenen Mitarbeiter am Dienstagvormittag ihre ausstehenden Gehälter, wie Betriebsrat Jan Brandt gegenüber unserer Redaktion bestätigte.

Mit der Anweisung der Gehälter forderte die Geschäftsführung den Betriebsrat auf, die sogenannte „Schuldentafel“, die die Verzögerung der Lohnzahlungen öffentlich dokumentiert, vom ehemaligen Pförtnerhaus zu entfernen. Doch nachdem das Geld gezahlt worden war, hing die Tafel für kurze Zeit gegenüber den Stadtwerken, bevor sie erneut entfernt werden musste.


Am Mittwochmorgen hielten bereits Zahlreich Mitarbeiter eine Mahnwache ab - Foto: Thomsen
Trotz der jüngsten Gehaltszahlung bleibt die finanzielle Unsicherheit bei den Mitarbeitern der FSG-Nobiskrug-Werften in Flensburg und Rendsburg bestehen. Am Mittwochmorgen warteten weiterhin rund 530 freigestellte Mitarbeiter auf ihre Lohnzahlungen. Laut Tarifvertrag sollte das Gehalt jeweils einen Tag vor dem letzten Arbeitstag des Monats auf den Konten der Beschäftigten sein.

Seit 7:30 Uhr versammelten sich zahlreiche Beschäftigte vor den Toren der Flensburger Werft zu einer Mahnwache, um auf ihre prekäre Lage aufmerksam zu machen.

Auch die „Schuldentafel“ ist wieder im Einsatz, diesmal außerhalb des Werftgeländes, und versehen mit einer auffälligen roten „1“, die den ersten Tag der überfälligen Zahlung markiert. Darauf steht: „Seit 01 Tag Lohn überfällig, Herr Windhorst“. Unter dieser Anklage prangt eine illustrativ gestaltete Szene, die Lars Windhorst zeigt, wie er Briefe vom Amtsgericht, erkennbar durch die gelben Umschläge, mit Füßen tritt. Um ihn herum sind mehrere Aktenordner zu sehen, beschriftet mit den Namen bekannter Unternehmen und Investitionen, darunter Hertha BSC, Imme Zentrum und Tennor.

In der Illustration sind zudem mehrere Grundgesetze abgebildet, die durch den Raum zu fliegen scheinen. Auf diesen Gesetzestexten sind insbesondere Artikel 14 („Eigentum verpflichtet“) und Artikel 15 hervorgehoben. Letzterer regelt die Möglichkeit, „Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel“ zum Zweck der Vergesellschaftung zu enteignen und in Gemeineigentum zu überführen, was angesichts der anhaltenden Probleme als symbolische Botschaft an Windhorst zu verstehen ist.

Lars Windhorst steht unter erheblichem Druck, monatlich geschätzte 2,5 bis 3 Millionen Euro bereitzustellen, um die Löhne der rund 530 Mitarbeiter an den Standorten der FSG-Nobiskrug-Werften in Flensburg und Rendsburg zu decken. Noch im Juni präsentierte Windhorst mit Robert Fischer von Mollard (38) als neuem Geschäftsführer und Michel Bollmann (37) als Technischem Leiter eine frische Führungsspitze für die angeschlagenen Werften. In einer Pressekonferenz betonte er damals, dass die neuen Führungskräfte mit ausreichenden finanziellen Mitteln ausgestattet würden, um sämtliche Verbindlichkeiten zu begleichen.

Seitdem hat sich jedoch kaum etwas bewegt. Weder wurden die Gehälter der Mitarbeiter pünktlich gezahlt, noch konnten Rechnungen an Lieferanten beglichen werden. „Es liegt zwar ein Schiff in der Werfthalle, aber dieses ist nicht schwimmfähig“, schilderte ein Angestellter die prekäre Lage. „Selbst wenn die Belegschaft wieder zur Arbeit käme, könnte sie kaum tätig werden, weil es an allem fehlt“, erklärte der stellvertretende Betriebsrat Michael Nissen. Es mangelt an Gas zum Schweißen, gültigen TÜV-Abnahmen für Rolltore sowie an Gesundheitszertifikaten, die zum Arbeiten in großen Höhen nötig sind.

„Mit Glück könnten einige Mitarbeiter nach etwa einer Woche wieder starten“, meint ein weiterer Beschäftigter, der anonym bleiben möchte. „Wir schätzen jedoch, dass es rund drei Monate dauern könnte, bis der Betrieb wieder reibungslos läuft.“

Die angespannte Situation trifft nicht nur die Beschäftigten, sondern auch die Zulieferer. Brancheninsider schätzen die ausstehenden Beträge im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Aufgrund der Zahlungsausfälle sind viele Lieferanten inzwischen nur noch zu Vorabzahlungen bereit, bevor sie Materialien liefern. Sollten regelmäßige Zahlungen wieder eintreffen, könnte diese Praxis in Zukunft wieder auf Rechnungsgeschäfte umgestellt werden.

Derzeit bleibt den Beschäftigten jedoch nur abzuwarten, in der Hoffnung, dass Windhorst ausreichend Kapital zur Verfügung stellt. Ein Mitarbeiter bringt die Lage sarkastisch auf den Punkt: „Es fühlt sich an wie eine ‚Never Ending Story‘, wie im gleichnamigen Hit der 80er-Jahre von Limahl.“

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