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Rettung der Werften rückt in den Fokus

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Ob und wie es nach dem 31. Januar 2025 weiter geht ist ungewiss - Fotos: Thomsen

Flensburg/Rendsburg – In einer Zeit, in der die deutsche Werftindustrie vor massiven Herausforderungen steht, haben sich Vertreter aus Politik, Gewerkschaften, Insolvenzverwaltung und Belegschaft am Standort Flensburg getroffen, um über die Zukunft der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) zu beraten. Der wirtschaftliche Druck ist enorm, doch die Anwesenden betonen ihre Entschlossenheit, die Werften in Flensburg und Rendsburg als Schlüsselstandorte zu erhalten.

„Eine Krise, die auch Chancen bietet“

Michael Schmidt (Foto oben), Gewerkschaftsvertreter der IG Metall, machte zu Beginn der Veranstaltung deutlich, wie prekär die Lage ist. „Wir stehen vor einer enormen Herausforderung.“ „Die Beschäftigten haben nicht nur auf Standards gewartet, sondern auch auf klare Perspektiven für ihre Zukunft“, sagte Schmidt. Für die über 500 Mitarbeiter und deren Familien sei die Unsicherheit kaum noch tragbar. Umso wichtiger sei es, kurzfristige Lösungen für den Zeitraum nach dem 1. Februar 2025 zu finden, da dann die aktuell gesicherten Vorschriften und Betriebskosten auslaufen.

Der Gewerkschaftsvertreter betonte, dass die Werften nicht nur ein regionales Aushängeschild seien, sondern auch für den technologischen Fortschritt und die nationale Sicherheit eine entscheidende Rolle spielten. „Wir appellieren an die Politik, dass öffentliche Aufträge gezielt genutzt werden, um diese Schlüsselstandorte zu stabilisieren.“

„November-Gehälter und Weihnachtsgeld als Lichtblick“

Laut Jan Brandt, dem Betriebsratsvorsitzenden, sind die Gehälter für den Monat November am 18. Dezember 2024 bei den Mitarbeitern eingegangen, einschließlich des Weihnachtsgeldes. Diese Nachricht sorgt für Erleichterung unter den Beschäftigten, die zuletzt monatelang auf Zahlungen warten mussten.

Ein Mitarbeiter äußerte sich gegenüber Förde.news : „Es ist eine Erleichterung, dass das Geld da ist.“ So muss man nicht immer wieder aufs Konto schauen. Es erleichtert, mit einer Sorge weniger in die Feiertage zu gehen.“

Dennoch bleibt die Zukunft der Werft ungewiss, was vielen Beschäftigten und ihren Familien die Freude an den Feiertagen trübt. Der Betriebsratsvorsitzende betonte, wie wichtig es sei, nicht nur kurzfristige Defizite zu sichern, sondern auch langfristige Perspektiven zu schaffen.

„Offshore-Wind und Sicherheit als Zukunftsfelder“

Wirtschaftsminister Robert Habeck nahm die Forderungen der Gewerkschaft auf und skizzierte die Möglichkeiten, die die Bundesregierung sehe. Habeck hob hervor, dass die Werften eine zentrale Rolle in zwei strategischen Bereichen spielen könnten: der Energiewende und der Sicherheits- und Verteidigungspolitik.

„Die öffentliche Vergabe muss reformiert werden, damit Standorte wie Flensburg und Rendsburg eine realistische Chance haben, Aufträge zu partizipieren“, sagte Habeck. Projekte wie der Bau von Offshore-Windanlagen oder Konvertern für erneuerbare Energien bieten enormes Potenzial. „Die Nachfrage ist enorm, und es wäre klug, diese Schlüsseltechnologien hier in Deutschland zu produzieren“, erklärte der Minister. Auch die Sicherheitspolitik, insbesondere der Bau von Marineschiffen, muss als Chance für die Werften betrachtet werden. Die aktuellen Herausforderungen werden als „schwer, aber nicht unlösbar“ bezeichnet.

„Kurzfristige und langfristige Lösungen erforderlich“

Dr. Christoph Morgen, einer der vorläufigen Insolvenzverwalter, betonte, dass die Situation am Standort stabilisiert werden müsse, um Raum für langfristige Planungen zu schaffen. „Die Standards und Betriebskosten sind bis Ende Januar gesichert. „Für die Zeit danach brauchen wir jedoch unbedingt eine Lösung“, erklärte Morgen. Er wies auf ein laufendes Projekt hin: Ein Auftrag zur Fertigstellung eines Schiffs für SeaRoad könnte kurzfristig Arbeit bringen. Allerdings sei der Zeitraum bis Ende Januar äußerst knapp.

Hendrik Gittermann, ebenfalls Insolvenzverwalter, ergänzte: „Wir arbeiten rund um die Uhr, um eine Perspektive zu schaffen.“ Es gibt Investoren, aus Deutschland und dem Ausland, die Interesse zeigen, und wir prüfen jede Option, um den Standort zu retten.“

„Familienbetrieb mit Tradition und Herz“

Emotional wurde es, als Betriebsratsvorsitzender Jan Brandt sprach. Er beschrieb die Bedeutung der Werft für die Region: „Für viele hier ist die Werft nicht einfach ein Arbeitsplatz – es ist ein Familienbetrieb.“ Brandt machte deutlich, dass die Unsicherheit für die Beschäftigten nicht nur finanziell, sondern auch emotional belastend sei. „Wir brauchen klare Signale von der Landesregierung und der Bundespolitik. Die Menschen hier verdienen eine Perspektive.

Brandt forderte die Einrichtung einer Transfergesellschaft, wie sie in anderen Bundesländern erfolgreich umgesetzt wurde. Diese könnten helfen, eine Brücke zu schlagen, die Zeit bis zu einer endgültigen Lösung länger dauern sollte.

„Werften sind systemrelevant“

Die Bedeutung der Werften für die deutsche Wirtschaft und Sicherheit zog sich wie ein roter Faden durch die Gespräche. Habeck betonte mehrfach, dass die Bundesregierung die Werften als systemrelevant betrachte. „Die Energiewende und die Sicherheitspolitik hängen unmittelbar von der Leistungsfähigkeit unserer Anlagen ab“, sagte er. Projekte wie der Ausbau von Offshore-Windkapazitäten oder die Modernisierung der Marineflotte sind ohne eine starke nationale Werftindustrie nicht denkbar.

Wirtschaftsminister Robert Habeck mit den beiden Betriebsräten Jan Brandt (li) von der FSG und Marcus Stöcken (re) von der Nobiskrug

Habeck betonte, dass die Bundesregierung bereits Maßnahmen ergriffen habe, um die maritime Wirtschaft zu unterstützen. Dennoch sei klar, dass kurzfristige Schritte notwendig seien, um die Standorte Flensburg und Rendsburg zu stabilisieren.

Morgen betonte auf Nachfrage, dass in den Schränken der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft mehr als 175 gelbe Briefe lagen, von denen einige bereits über ein Jahr alt waren. In den Schränken der Nobiskrug-Werft in Rendsburg sei bisher noch nicht nachgesehen worden, doch er gehe davon aus, dort auf ein ähnliches Bild zu stoßen.

Ausblick: „Die Uhr tickt“

Alles klar war sich einig, dass die Zeit knapp ist. Bis zum 1. Februar muss eine tragfähige Lösung gefunden werden. Die Insolvenzverwalter arbeiten mit Hochdruck an einer Übergangslösung, während die Politik versucht, Investoren zu gewinnen und öffentliche Aufträge zu vermitteln.

„Die Werften sind nicht nur Produktionsstätten – sie sind ein Symbol für die Stärke und das Know-how unserer Industrie“, sagte Habeck zum Abschluss. „Es liegt in unserer Verantwortung, diese Stärke zu bewahren und eine Zukunft für die Menschen in Flensburg und Rendsburg zu schaffen.“

Mit Hoffnung, aber auch mit der Dringlichkeit, die die Lage erforderte, endete das Treffen. Die kommenden Wochen werden entscheiden, ob die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft eine neue Chance erhält oder als ein weiteres Kapitel im Niedergang der deutschen Werftindustrie in die Geschichte eingeht.

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