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Kaikante: Millionenprojekt für Sicherheit – keine Parkplätze, mehr Aufenthaltsqualität

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Die Frage nach dem Ersatz für die entfallenden Parkplätze bleibt offen - Fotos: Thomsen

Flensburg - Was über Jahrzehnte als Parkplatz diente, wird in den kommenden Jahren zur größten wasserbaulichen Baustelle der Stadt: Die Kaikante in Flensburgs Hafenbereich wird vollständig erneuert. Nach der Jahrhundertsturmflut im Oktober 2023 kam im November das Niedrigwasser, welches zur Instabilität und schließlich zum Abriss großer Teile der alten Struktur führte, hat die Stadt nun ein umfangreiches Bauprojekt auf den Weg gebracht.

Wie Clemens Teschendorf, Pressesprecher der Stadt Flensburg, im Gespräch erklärt, sei die bestehende Konstruktion nicht mehr tragfähig gewesen. „Die Unterkonstruktion war durch Wasser beschädigt, Teile sind abgesackt – wir mussten handeln“, so Teschendorf. Inzwischen seien die betroffenen Bereiche rückgebaut, der Bagger abgezogen. Der Blick richte sich nun nach vorn: Eine neue Kaikante soll nicht nur sicherer, sondern auch moderner und funktional vielseitiger werden.

Verankerung statt Absturzsicherung

Die neue Kaikante wird nach dem heutigen Stand der Technik rückverankert – ein entscheidender Unterschied zur früheren Bauweise, bei der die Kante schräg in Richtung Wasser abfiel. Das neue System verspreche mehr Stabilität, insbesondere auf dem schwierigen Baugrund der Hafenzone. Die geschätzten Baukosten belaufen sich auf rund 20 Millionen Euro. Noch in der zweiten Jahreshälfte 2025 soll – sofern die Ausschreibung planmäßig verläuft – mit den Arbeiten begonnen werden.

Ein Teil der Finanzierung wird voraussichtlich durch das Land Schleswig-Holstein übernommen, da es sich bei den entstandenen Schäden um eine Folge eines Sturmflutereignisses handelt. „Wir haben die Förderung beantragt, eine endgültige Zusage steht jedoch noch aus“, erklärt Teschendorf.

Hochwasserschutz: Mauer, Modellierung und versteckte Gefahren

Ein zentrales Element der Neugestaltung ist der künftige Hochwasserschutz. Geplant ist eine Erhöhung des Geländes um rund 80 Zentimeter, um einem steigenden Wasserstand bei Sturmfluten besser standzuhalten – allerdings ohne massive Mauern, die das Stadtbild stören würden. „Das lässt sich in die vorhandene Topographie so einfügen, dass es kaum auffällt“, so Teschendorf. Ziel sei es, Schutz mit Aufenthaltsqualität zu verbinden.

Gleichzeitig wird ein weniger sichtbares, aber nicht minder kritisches Problem angegangen: die Kanalisation. In der Vergangenheit drang bei Hochwasser das Wasser nicht nur über das Hafenbecken ein, sondern stieg auch von unten durch die Kanalisation. Über alte Auslassstellen konnte das Wasser bis in die Innenstadt gelangen. „Es bringt uns nichts, eine Mauer zu bauen, wenn das Wasser von hinten kommt und dann höher steht als draußen im Hafen“, betont Teschendorf.

Daher werde parallel zum Bau der Kaikante auch an technischen Lösungen zur Abdichtung und Rückstausicherung der Kanalisation gearbeitet. Ziel sei ein ganzheitlicher Hochwasserschutz, der sowohl sichtbare als auch unsichtbare Gefahrenquellen berücksichtigt.

Keine Rückkehr zum Parkplatz – neue Nutzung im Fokus

Ein zentrales Anliegen der Stadt ist es, den Bereich am Wasser künftig als hochwertigen Aufenthaltsort zu gestalten – und nicht mehr als Parkplatz. „Das ist eine der bestgelegenen Flächen in Flensburg“, so Teschendorf. „Daraus wieder einen Stellplatz zu machen, ergibt schlichtweg keinen Sinn.“ Stattdessen sollen Sitzgelegenheiten, Begegnungsflächen und Elemente zur Hochwasservorsorge integriert werden.

Beteiligung der Bürger – Hafendelegation soll mitgestalten

Die Stadt plant derzeit eine Beteiligungsinitiative, bei der Flensburgerinnen und Flensburger ihre Ideen einbringen können. Eine sogenannte „Hafendelegation“ soll den Prozess begleiten und sicherstellen, dass die Bedürfnisse der Bevölkerung in die Planung einfließen.

Im März fand dazu eine erste Informationsveranstaltung in der Bürgerhalle statt – bislang ohne mediale Begleitung. Künftig wolle man die Öffentlichkeit stärker einbeziehen. Klar sei jedoch schon jetzt: Eine dauerhafte Bebauung auf dem Areal sei ausgeschlossen. Auch eine Rückkehr des bisherigen Parkplatzes sei laut bisherigen Rückmeldungen aus der Bevölkerung unwahrscheinlich.

Parkraumnot: Neue Lösungen gesucht

Die Frage nach dem Ersatz für die entfallenden Parkplätze bleibt offen. Die Segelmacherstraße wurde als möglicher Standort für ein Parkhaus ins Spiel gebracht – allerdings ist die Eigentumslage dort unklar. Enteignungen seien laut Teschendorf keine Option. Ziel sei es, im Umfeld tragfähige Alternativen zu finden.

Fazit: Großbaustelle mit Weitblick

Die Erneuerung der Kaikante ist nicht nur ein technisches Großprojekt – sie markiert auch den Beginn einer städtebaulichen Neuausrichtung der Flensburger Hafenfront. Was heute noch Baustelle ist, könnte schon bald zu einem neuen Wahrzeichen der Stadt werden: mit Aufenthaltsqualität, Sicherheit – und klugem Hochwasserschutz, der nicht nur das Offensichtliche schützt, sondern auch das Unsichtbare im Blick hat.

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