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In weniger als 100 Tagen findet in Flensburg die OB-Wahl statt

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Flensburg - OB-Kandidat tritt für mindestens zwei Amtszeiten an - Foto: Thomsen

Wer entscheidet ab 2023 über die Flensburger Verwaltung? Flensburgs Oberbürgermeisterin muss sich am 18. September einer Direktwahl durch die Flensburgerinnen und Flensburger stellen, die dann 16 Jahre oder älter sind.

Zur Wahl stehen neben der Amtsinhaberin Simone Lange der von einem Parteienbündnis aus CDU, FDP und WiF getragene parteilose Kandidat Dr. Fabian Geyer sowie die SSW-Kandidatin Dr. Karin Haug.

Mit dem Herausforderer Fabian Geyer haben wir ein Interview geführt.

Dr. Geyer ist promovierter Volljurist, der vor rund 17 Jahren nach Flensburg gezogen ist. Er hat zum Zeitpunkt der Wahl zwei volljährige Kinder, wohnt im Stadtteil Engelsby und arbeitet derzeit beim Arbeitgeberverband. Das Gespräch fand in lockerer Atmosphäre statt, und die Offenheit für die Anliegen Anderer ist ihm anzumerken.

Förde.News: Kann man als Nichtpolitiker eigentlich den Posten als Oberbürgermeister richtig wahrnehmen?

Fabian Geyer: Es ist nicht ungewöhnlich, es gibt wirklich viele Juristen, die führende Tätigkeiten in der Verwaltung angenommen haben. Wir sind als Volljuristen ausgebildet für den höheren Dienst in der öffentlichen Verwaltung. Also von daher finden sich dort sehr viele Juristen und eben nicht nur in den fachspezifischen Abteilungen, sondern interessanterweise auch gerade in den Ämtern Bürgermeister/Oberbürgermeister wie z.B. in Kiel. Es passt übrigens auch fachspezifisch gut, denn die überwiegende, die Kernaufgabe ist die Leitung einer öffentlichen Verwaltung. Der letzte Jurist, der in Flensburg Oberbürgermeister war, war meines Wissens Olaf Cord Dielewicz (in der Zeit von 1983 bis 1999, Anm. d. Red.).

Mein Ziel ist es, dass Flensburgs Verwaltung als sehr bürgernah wahrgenommen wird, dass die Menschen und die Fachleute, die Im Rathaus arbeiten - alles ausgebildete Fachkräfte - eine Verwaltungsleitung haben, die durch die Führungsperson eine tägliche Wertschätzung erfahren. Ich habe da schon eine sehr klare Vorstellung.

Es ist richtig: Ich bin kein Politiker und ich werde auch nie einer werden, sonst hätte ich mich schon viel früher dafür entschieden oder entscheiden können. Die Möglichkeiten dazu hatte ich, aber ich habe mich immer ganz klar in der Position gesehen, die mit der Politik kommuniziert. Ich habe ständig mit Politik und Politikerinnen und Politikern zu tun, haben viele Gespräche.

Im letzten Jahr habe ich mit vielen Menschen gesprochen und bin auch schon vor sechs Jahren – bei der letzten OB-Wahl - angesprochen worden, ob ich mich der Wahl stellen würde. Damals habe ich nein gesagt, weil es nicht in meine Lebensplanung und meine damalige familiäre Situation passte. Inzwischen sind meine Kinder erwachsen und eines aus dem Haus. Das ist jetzt eine ganz andere Situation. Ich bin jetzt 52, da ist so ein Schritt auch für mich sehr interessant und herausfordernd.

Das Amt des Oberbürgermeisters ein ehrenvolles Amt, und ich halte es für einen Dienst an den Einwohnerinnen und Einwohnern unserer Stadt.

Mich haben dann immer mehr Menschen angesprochen, die auch tatsächlich einen großen Einfluss auf mich haben, deren Meinung ich wertschätze und die im sozialen, politisch, wirtschaftlichen oder kulturellen Bereich Verantwortung tragen – und auch von Bürgerinnen und Bürgern.

Und dann kamen drei Parteien (CDU, FDP und WiF, Anm. d. Red.) auf mich zu und sagten mir für den Fall meiner Kandidatur ihre Unterstützung zu. Ich hätte mich auch von den anderen Parteien unterstützen lassen, auch von Grünen, SSW oder SPD, denn das ist mein Verständnis des Amtes: Die Ratsversammlung entscheidet, was passieren soll, die Verwaltung führt diese Entscheidungen zuverlässig aus und der Oberbürgermeister verantwortet, wie etwas umgesetzt wird und berät die Kommunalpolitik in ihrer Arbeit, damit für Flensburg gute Beschlüsse gefasst werden können.

Nach der Ansprache durch die drei Parteien haben wir uns gemeinsam noch insgesamt ein Jahr Zeit gelassen, um zu prüfen, ob jemand anders bereit und geeignet wäre für eine Kandidatur. Aber es ist niemand anders bereit gewesen, und dann habe ich im November JA gesagt. Mit voller Überzeugung und Konsequenz. Und je näher der Termin im September anrückt, desto mehr Spaß habe ich daran den Menschen in Flensburg ein alternatives Angebot zu machen.

Förde.News: Was möchten Sie anders machen als die aktuelle Amtsinhaberin?

Fabian Geyer: Als Beispiel haben wir das Thema Flensburger Brauerei: So geht das nicht nochmal, wir bekommen keine dritte Chance. Die Logistik war einmal weg, und das Unternehmen wird auch das zweite Mal keine Rücksicht darauf nehmen können, ob auf dem Ortsschild Flensburg steht oder nicht. Die Stadt wird gemeinsam mit dem Unternehmen einen neuen Standort in Flensburg finden müssen, und das wird nicht die Westerallee sein. Das Unternehmen in Flensburg bestimmt als Eigentümer, wohin es geht, nicht die Stadt oder Politik. Allen muss klar sein: Solche qualifizierten Arbeitsplätze in Flensburg wandern ab, wenn das wieder so läuft wie beim letzten Mal. Die Geschäftsführer haben ja auch öffentlich bemängelt, dass sie eine Begleitung durch die Stadt vermissten. Das darf sich nicht wiederholen.

Ein weiteres Beispiel: Die K8. Durch die Gerichtsentscheidung schwebt die Enteignung als Damoklesschwert über der Stadt, weil erhebliche Entschädigungsansprüche oder gar ein Rückbau im Raum stehen. Auch hier lief der Prozess mangelhaft, wenn man die Chronologie sieht.

Noch ein Beispiel: Die Entwicklung in der Bahnhofstraße mit Besetzung und spektakulärer Räumung mit massivem Polizeieinsatz. Das hat viele Menschen emotionalisiert.

Und noch ein Beispiel – vielleicht eher eine Posse: Die einseitige Schließung der Rathausstraße haben viele Menschen nicht verstanden, weil sie bei der Entscheidung nicht mitgenommen wurden. Das zeigt sich schon daran, dass die gewählten Vertreter unserer Stadt, die Ratsversammlung, die Entscheidung nicht getroffen haben. Ich fand den Prozess nicht gelungen. Hier muss ich sagen: Ich hätte als Verwaltungsspitze die Entscheidung nicht getroffen und ich werde auch keine anderen Straßen einseitig schließen!

In der Pandemie haben alle Einschränkungen erfahren und zum Teil wirklich und nachhaltig gelitten. Das ist jetzt kein Thema nur unserer Stadt. Wir müssen jetzt schauen, wie wir mit den Folgen der Pandemie klargekommen sind, und wir müssen dafür sorgen, dass man jetzt aus den Entscheidungen, die getroffen wurden, die richtigen Lehren für die Zukunft zieht. Das aber gehört nicht in den Wahlkampf.

Weiteres Beispiel: Der auf Eis gelegte Pakt für die Schaffung von Wohnraum. Bezahlbarer Wohnraum ist in unserer Stadt ein Dauerthema, und es gibt mit dem SBV und einigen privaten Initiativen sehr gute Beispiele, wie dem begegnet werden soll. Auch die Vermieter sind natürlich gefordert ihren Beitrag zu leisten. Wir haben rund 600 leerstehende Wohnungen in der Innenstadt, da müssen wir intensiv mit den Vermietern reden, ob und wie Wohnen dort wieder möglich wird. Andere Städte sind da erfolgreicher.

Touristisch hat Flensburg ebenfalls noch viel mehr Potential. Es ist nicht schön mit anzusehen, dass es in der Innenstadt zig Geschäfte gibt, die leer stehen, oder dass große Baulücken klaffen, wie die neben der Hansen´s Brauerei oder Sinnerup. Ich habe zudem seit langem eine Idee: Ich finde es fantastisch, wenn es z.B. im ehemaligen Karstadt Gebäude dauerhaft eine skandinavische Markthalle gibt.

Aber auch der öffentliche Nahverkehr liegt mir am Herzen, ich stehe dem Plan offen gegenüber, dass die Bahn Richtung ZOB fährt. Wir haben hier eine Möglichkeit, an Attraktivität im Schienenverkehr zu gewinnen. Es muss aber auch geschaut werden, was für Flensburg gut und machbar ist. Eine reine Fahrradstadt mit autofreier Innenstadt wird Flensburg nicht werden. Fast alle Bürgerinnen und Bürger haben sowohl Fahrrad als auch Auto, und natürlich gehen sie auch zu Fuß. Es muss aber geschaut werden, wo Handlungsbedarf besteht. Wo ist es eng für Fahrradfahrer, wo kommt es zu gefährlichen Situationen. Die Sicherheit der schwächeren Verkehrsteilnehmer hat für mich Priorität. Da wird das Auto zurückstecken müssen.

Förde.News: Nach einer Wahlperiode werden Sie 58 sein, und dann?

Fabian Geyer: Ich trete für mindestens 2 Amtszeiten, also 12 Jahre an.

Förde.News: Vielen Dank für das Interview!

Fabian Geyer: Ich habe zu danken. Ich freue mich immer über einen Austausch, und jeder, der mich auf der Straße trifft, darf mich gern ansprechen. Nur so bekommen wir Probleme gelöst und unsere Stadt, unser Flensburg weiterentwickelt

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