Debatte um Flensburger Schiffbrücke: Realität kontra Wunschdenken
| von Thomsen / Foerde.news
Flensburg – Die Schiffbrücke bleibt der Dauerbrenner der kommunalpolitischen Diskussion in Flensburg. Während CDU und FDP vor einer realitätsfernen Sperrung für den Autoverkehr warnen, begrüßen SPD-Mitglieder sowie die Ratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen (mit Volt) neue Überlegungen zu einer autofreien Nutzung des innerstädtischen Verkehrsknotenpunkts.
CDU: "Verkehrsfluss statt Sperrträume"
Thomas Dethleffsen, Fraktionsvorsitzender der CDU Flensburg, findet klare Worte: „Und wieder wird das Thema Schiffbrücke durch die Welt geträumt.“ Niemand bestreite, dass eine verkehrsberuhigte Straße reizvoll sei – doch wer die Straße täglich nutze, wisse um ihre Bedeutung. „Der tägliche Stau ist kein Zeichen von Luxus, sondern Ausdruck fehlender Alternativen.“
Bereits im Juli war die Schiffbrücke für den Blaulicht 2025 geschlossen - Archivfoto: Thomsen
Für Dethleffsen ist die Sache klar: Wer den Verkehr begrenzt, verlagert ihn lediglich – mit neuen Problemen anderswo. Statt ideologischer Verkehrspolitik brauche Flensburg endlich wieder funktionierende Infrastruktur: „Was wir brauchen, ist Verkehrsfluss – nicht neue Sperrträume.“
FDP: Sperrung gefährdet Innenstadt und Tourismus
Auch Erik Jäger, Ratsherr der Freien Demokraten, kritisiert die SPD-Initiative scharf. „Wer Politik gegen das Auto macht, macht Politik gegen unsere Wirtschaft.“ Insbesondere Tagesgäste aus dem Umland oder Dänemark seien auf das Auto angewiesen. Die Initiative lasse entscheidende Fragen unbeantwortet – etwa, wo die 23.000 Fahrzeuge, die täglich die Schiffbrücke passieren, künftig fahren sollen. Für Jäger ist klar: „Diese Diskussion ist bislang nichts als heiße Luft.“
Grüne: „Mehr Raum fürs Miteinander“
Dem entgegnet Sven Gebhardt von den Grünen mit einem grundlegend anderen Ansatz: „Langfristig wird es in einer zukunftsfähigen Stadt nicht ohne eine deutliche Reduktion des Pkw-Verkehrs in zentralen Bereichen gehen.“ Die Schiffbrücke sei ein idealer Ort für Wandel – hin zu mehr Aufenthaltsqualität und weniger Lärm.
Gebhardt mahnt jedoch zur gesellschaftlichen Sensibilität: „Mobilitätspolitik polarisiert. Es geht nicht ums Verbieten, sondern darum, gemeinsam mehr Lebensqualität zu schaffen.“ Der Bürgerrat zur Mobilitätswende sei ein Beispiel für gelingenden Dialog.
Leon Bossen, Fraktionsvorsitzender der Grünen, sieht in der SPD-Initiative einen wichtigen Impuls: „Niemand verlangt, die Straße morgen komplett zu sperren. Aber wir können ausprobieren, wie sich eine autofreie Nutzung anfühlt.“ Events wie die Rumregatta oder das Dampfrundum böten eine Möglichkeit zum temporären Test – inklusive der Chance, städtisches Leben neu zu denken.
Fazit: Ein Streit mit Zukunft
Die Debatte um die Schiffbrücke spiegelt einen grundlegenden Konflikt wider: den zwischen pragmatischer Verkehrsrealität und visionärer Stadtentwicklung. CDU und FDP mahnen zur Bodenhaftung, Grüne und SPD zu neuem Mut. Entscheidend wird sein, ob es der Stadt gelingt, zwischen beiden Polen einen konstruktiven Weg zu finden – jenseits von hitzigen Schlagworten und ideologischen Gräben.
