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Befristete Jobs: Karrierefalle für Beschäftigte in Flensburg

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Flensburg - Nach der Ausbildung in der Bäckerei: Berufsstarter im Lebensmittel- und Gastgewerbe haben oft nur einen befristeten Arbeitsvertrag, kritisiert die Gewerkschaft NGG. - Foto: NGG | Alireza Khalili

Ein Großteil der Neueinstellungen in Flensburg hat ein Verfallsdatum: 1.477 von insgesamt 3.199 neu abgeschlossenen Arbeitsverträgen in der Stadt waren im zweiten Quartal des vergangenen Jahres befristet. Das entspricht einer Quote von 46 Prozent, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mitteilt. Die NGG-Region Schleswig-Holstein Nord beruft sich hierbei auf eine aktuelle Auswertung der Hans-Böckler-Stiftung. „Befristete Stellen sind in der Lebensmittelbranche und im Gastgewerbe besonders verbreitet. Und das, obwohl Bäckereien, Metzgereien, Hotels und Restaurants dringend neues Personal suchen. Das gewinnt man aber nicht, indem man wackelige Jobs bietet. Beschäftigte suchen keine Arbeit mit Ablaufdatum, sondern eine langfristige Perspektive“, betont NGG-Geschäftsführer Philipp Thom.

Nach Beobachtung der Gewerkschaft werden Befristungen häufig zur „Karrierefalle“ – gerade für Berufsstarter. „Die Betroffenen haben größere Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden oder einen Kredit zu bekommen. Manchmal muss wegen unklarer Job-Aussichten sogar der eigene Kinderwunsch hinten angestellt werden“, so Thom. Dass viele Beschäftigte oft auch jahrelang noch mit einem befristeten Vertrag arbeiteten, sei ein „Unding“ und trage dazu bei, dass Nachwuchskräfte zu anderen Firmen wechselten, so Thom.

Darüber hinaus hinderten Befristungen Beschäftigte daran, ihre Rechte im Betrieb wahrzunehmen – sei es bei der Einhaltung der Arbeitszeit oder bei gerechter Bezahlung. In vielen Betrieben würden Befristungen grundsätzlich für nahezu alle neuen Mitarbeiter ausgesprochen, mit unschönen Folgen für die Betroffenen. „Unter Befristungen, besonders ohne Sachgrund, leidet sowohl die Attraktivität des Arbeitgebers als auch die Lebenssituation der Betroffenen“, so Thom. Hier sei der Gesetzgeber gefragt, deutlich engere Grenzen zu setzen.

Welche Nachteile befristete Arbeitsverhältnisse für die Beschäftigten brächten, zeige auch eine Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken (Drucksache 20/2418), so Thom. Danach arbeitet mehr als ein Drittel aller befristet Beschäftigten in Schleswig-Holstein zu Niedriglöhnen (35,4 Prozent) – unter allen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern liegt die Quote bei 21,7 Prozent. Für über 60 Prozent aller Befristungen gibt es laut Bundesregierung in Schleswig-Holstein keinen „Sachgrund“ wie etwa eine Elternzeitvertretung oder eine Probezeit. Und junge Beschäftigte sind weit überdurchschnittlich oft auf Zeit angestellt: In der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen liegt der Befristungsanteil im Bundesland bei 29,2 Prozent – Auszubildende nicht mitgerechnet. Unter den 25- bis 34-Jährigen hat fast jeder Siebte eine befristete Stelle (13,9 Prozent). Zum Vergleich: Im Schnitt liegt die Befristungsquote landesweit bei 8,5 Prozent.

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