Baustellen-Stress: Nahverkehr trotzt Verkehrschaos – OB Geyer dankt Fahrpersonal

 |  von Thomsen / Foerde.news

Schokolade macht es nicht besser - aber versüßt den Alltag - Fotos: Thomsen

Flensburg – Fernwärmeleitungen, Hausanschlüsse, Stromtrassen, neuer Asphalt: In Flensburg reiht sich derzeit eine Baustelle an die nächste. Die umfangreichen Tiefbau- und Infrastrukturmaßnahmen haben die Stadt in ein Labyrinth aus Absperrungen und Umleitungen verwandelt. Besonders spürbar sind die Auswirkungen für den öffentlichen Nahverkehr – und damit für die Fahrerinnen und Fahrer von Aktiv Bus Flensburg.

„Ich glaube, es gibt in Flensburg aktuell kein einziges Absperrgitter mehr auf Lager – alles ist irgendwo im Einsatz“, scherzt Paul Hemkentokrax, Geschäftsführer von Aktiv Bus, und trifft damit einen ernsten Kern. Die Baustellendichte hat ein Niveau erreicht, das selbst für erfahrene Verkehrsbetriebe eine Herausforderung darstellt. „Wir gehen davon aus, dass sich die Zahl der Baustellen in nächster Zeit nicht weiter erhöht – aber weniger werden es definitiv auch nicht.“

Die Folgen für den Busbetrieb sind spürbar: Täglich müssen neue Umleitungen eingerichtet, Dienstpläne angepasst und gesetzlich vorgeschriebene Ruhezeiten im laufenden Betrieb gewährleistet werden. „Unsere Leitstelle ist im Dauereinsatz“, erklärt Hemkentokrax. „Wir tun alles dafür, unsere Fahrpläne einzuhalten und die Auswirkungen für die Fahrgäste so gering wie möglich zu halten. Besonders im Fokus steht dabei die Einhaltung der Pausenregelungen – auch wenn das unter den aktuellen Umständen ein Drahtseilakt ist.“

Trotz des massiven Mehraufwands zeigt sich die Belegschaft laut Hemkentokrax bemerkenswert belastbar: „Unsere Kolleginnen und Kollegen nehmen die Situation mit viel Professionalität – auch wenn das Nervenkostüm strapaziert wird.“

Ein symbolisches Zeichen der Anerkennung setzte Oberbürgermeister Dr. Fabian Geyer am Mittwochvormittag am Zentralen Omnibusbahnhof: Mit Schokolade und persönlichen Worten bedankte er sich bei den Fahrerinnen und Fahrern für ihren unermüdlichen Einsatz. „Was hier geleistet wird, verdient höchsten Respekt. Sicherheit und Pünktlichkeit unter diesen Bedingungen zu gewährleisten, ist eine enorme Leistung“, so Geyer.

Dabei betonte der Oberbürgermeister auch: Die Stadtverwaltung allein sei nicht für die Vielzahl der Baustellen verantwortlich. „Die Projekte entstehen im Zusammenspiel vieler Akteure – darunter die Stadtwerke, das TBZ, der Landesbetrieb Straßenbau und die Bahn. Es handelt sich um notwendige Investitionen, um Flensburg zukunftsfähig aufzustellen.“

Karsten Müller-Janßen, technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Flensburg, verweist auf die langfristigen Ziele: „Wir bauen für Versorgungssicherheit, Klimaschutz und eine moderne Infrastruktur. Das bedeutet kurzfristig Einschränkungen – aber langfristig profitieren alle Bürgerinnen und Bürger.“

Sabine Leposa, Bereichsleiterin Tiefbau im TBZ, unterstreicht die logistische Herausforderung: „Wir koordinieren Dutzende Maßnahmen gleichzeitig. Brücken, Straßen, Kanäle – vieles ist sanierungsbedürftig. Uns ist bewusst, dass die Auswirkungen gravierend sind, doch wir tun unser Möglichstes, um den Verkehr am Laufen zu halten.“

Wie angespannt die Lage tatsächlich ist, verdeutlicht ein Detail aus dem Betriebsalltag: Viele neue Busfahrerinnen und -fahrer, die in den letzten Monaten eingestellt wurden, kennen den regulären Linienverlauf gar nicht – sie haben von Anfang an ausschließlich Umleitungen gefahren. „Diese Kolleginnen und Kollegen müssen später extra eingearbeitet werden, wenn die normalen Strecken wieder befahrbar sind“, sagt Stefan Junge, freigestellter Betriebsrat bei Aktiv Bus.

Auch Manfred Schlotfeldt, Fahrdienstleiter, richtet den Blick auf das große Ganze: „Rund vierzehn Millionen Menschen nutzen jährlich den ÖPNV in Flensburg. Trotz aller Widrigkeiten tun wir jeden Tag unser Bestes, um diese Mobilität zu gewährleisten.“

Die Stadt setzt nun auf Kommunikation, Zusammenhalt – und ein wenig süße Nervennahrung. „Unsere Nerven sind beansprucht“, resümiert Paul Hemkentokrax, „aber wir bekämpfen das mit Schokolade.“